Fledermausartikel 4

Nützliches über heimliche Untermieterinnen 4 – Winterschlaf

Braunes Langohr@fledermausschutz.ch

Tiere, von denen man den Kindern erzählt, sie halten einen Winterschlaf, sind aber im Fachjargon sogenannte Winterruher, wie zum Beispiel das Eichhörnchen oder der Bär. Das Eichhörnchen ist täglich wach, frisst seine Vorräte, muss dementsprechend mal auf Toilette und wechselt seine Schlafposition. Es schränkt seine Körperfunktionen kaum ein, jedoch ist es viel weniger aktiv als zu anderen Jahreszeiten, dies, um Energie zu sparen.

Amphibien wie Frösche und Kröten, sowie auch Reptilien wie Schlangen fallen hingegen in die sog. Winterstarre. Sie können ihre Körpertemperatur nicht beeinflussen und fallen daher in der kalten Jahreszeit in eine Starre. Amphibien und Reptilien fressen also Nichts über den Winter und können sich die meiste Zeit auch nicht bewegen.

Die Fledermaus betreibt eine Art Mischung aus diesen beiden Formen. Es gibt nur wenige Tiere (wie z.b. Igel, Murmeltiere, Siebenschläfer, Spitzmaus), die diese Mischung beherrschen. Es sind sogenannte ungleichwarme Tiere, sie können Ihre Körpertemperatur und die Körperfunktion aktiv beeinflussen in einem Ausmass, das uns Menschen als gleichwarme Säugetiere ganz schön alt aussehen lässt.

 

Im vergangenen Spätsommer und Herbst haben sich Fledermäuse eine anständige Fettschicht zugelegt, sich gepaart und haben je nach Art Wanderflüge in Gebiete Europas mit milderen Wintern von bis zu 1500 km unternommen. Sobald es dann draussen richtig kalt wird, suchen sich die Fledermäuse ihre Winterunterschlüpfe. Über die Orte, an denen sie ihren Winterschlaf halten, ist nicht viel bekannt. Es gibt einige Höhlen, die als Überwinterungsquartiere dokumentiert sind und bekannte Vorlieben einiger Arten wie z.b. die Holzbeigen bei den Rauhautfledermäusen, aber gemeldete und dokumentierte Winterquartiere sind im Kanton Zürich im Vergleich zu den Wochenstuben, wo die Fledermausweibchen ihre Jungen aufziehen, nur sehr wenige bekannt.

 

Im Winterquartier angekommen, beginnt die Fledermaus ihre Körperfunktionen langsam, aber stetig herunterzufahren, in einem Prozess, der Tage dauert. Die reduziert ihren Herzschlag von um die 300 Schläge auf 15 Schläge im Winterschlaf. Ihre Harn- und Kotproduktion schränkt sie praktisch völlig ein, sie lässt sogar einzelne Organe schrumpfen. Ihre Atmung reduziert sie auf ungefähr einen einzigen Atemzug pro Stunde. So hängt sie dann still und steif mit einer Körpertemperatur nur einige Grad über Null an ihren Füssen oder ist sie verkrochen in einem Spalt über den ganzen Winter. 

 

Aber wer denkt, Fledermäuse seinen in diesem Zustand tief, tief im Schlaf und kriegen Nichts mit, der täuscht sich gewaltig. Fledermäuse im Winterschlaf nehmen rundherum alles wahr. Auch kleinste Veränderungen in der Umgebung wie beispielsweise Temperaturschwankungen, Geräusche, Luftzug, Veränderungen des Sauerstoffgehaltes in der Luft werden von der Fledermaus ganz genau registriert. Falls eine Veränderung als bedrohlich eingestuft wird, ist die Fledermaus durchaus fähig, sich selbst aus ihrem Schlaf zu wecken. Dies ist aber ein sehr kräftezehrender Prozess, den eine Fledermaus nicht freiwillig öfters als nötig auf sich nimmt. Sie benötigt ca. 30 Minuten, um auf Betriebstemperatur zu kommen, in der ersten Phase verbrennt sie dafür ihre wertvollen Winterfettvorräte, in der zweiten Phase erreicht sie durch aktives Muskelzittern ihre Normaltemperatur von um die 37°C. Das kurze Wachsein ist im Winterschlaf, solange es nicht allzu oft der Fall ist, durchaus normal für Fledermäuse.  Manchmal wechseln sie ihre Position im Quartier, z.b. weil das Wetter umgeschlagen hat und es in der Ecke, in der sie sich befanden, zu kalt geworden ist. Jedoch kann jede ausserordentliche Störung der Tiere während des Winterschlafs schnell zu einer lebensbedrohlichen Situation werden, denn wie erwähnt, Fledermäuse finden im Winter kein Futter und leben daher von ihren Fettreserven, die sie tunlichst nicht verschwenden sollten durch unnötige Störungen.

 

Falls Sie also im Winter eine Fledermaus finden, befindet sie sich in der Regel in einer lebensbedrohlichen Situation. Sie sollte sofort eingefangen werden und in einer sehr gut verschlossenen Kartonschachtel mit Luftlöchern und einem zerknüllten Stofftuch darin um sich zu verkriechen verstaut werden. Danach soll sofort Kontakt zum Nottelefon aufgenommen werden, denn die Fledermaus muss in den meisten Fällen aufgepäppelt und/oder künstlich eingewintert werden in der Fledermauspflegestation im Zoo Zürich.

 

Bei allen Anliegen betreffend Fledermäusen in den Gemeinden Altikon und Ellikon an der Thur stehen wir als lokale Fledermausschützende gerne zur Verfügung.

 

 

Michael Wosahlik     079 356 95 27    m.wosi(at)gmx.ch

Stefanie Schneider   079 356 81 91    steffie.schneider(at)hotmail.ch